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Baugenehmigungen: Realitätsverlust oder Kalkül?

Von Steven Rosick, baupolitischer Sprecher des BFA



wolfgang.kaiser@bfa-verein.de
Wohnungsbau: Ampel steht auf rot

Am 18. Oktober 2022 gab das Statistische Bundesamt die neuesten Zahlen bezüglich der Baugenehmigungen für den Monat August 2022 bekannt:


Es wurden insgesamt 28.180 Bauanträge gestellt. Das waren zum vierten Mal in Folge weniger Bauanträge als im Vorjahr.


Den größten Rückgang gibt es, wie auch schon in den Vormonaten, bei den Einfamilienhäusern um -15,8% und bei den Zweifamilienhäusern um -2,8%. Lediglich bei den Mehrfamilienhäusern gab es einen Zuwachs von 5,2% bezogen auf die genehmigten Wohnungen.


Quelle: www-genesis.destatis.de - Tabelle 31111


Damit wird der allgemeine Trend bestätigt, dass sich Privatleute Häuser unter den gegenwärtigen Bedingungen kaum noch leisten können. Durch die von der Bundesregierung festgelegten Mindeststandards für den privaten Wohnbereich verteuern sich die Baukosten schon von Haus aus um mehrere 10.000 Euro:


- Mehraufwand Heizungsanlage 18.000 Euro

- Mehraufwand Heizkörper / Flächenheizung 10.000 Euro

- Mehraufwand Solaranlage 25.000 Euro

- Mehraufwand erhöhter Dämmbedarf Fassade / Fenster 10.000 Euro


Wenn man nun noch die Inflation, die den Bausektor besonders trifft, mit hinzurechnet (lt. Staistischem Bundesamt +16,5% für den Bausektor im Vergleich zum Vorjahresmonat), kommt man schnell mal auf 100.000 Euro Mehrkosten. Dazu wurde noch ein Großteil der Förderungen gestrichen. Zudem haben die Bauzinsen diesen Monat die Schallmauer von 4% geknackt

In seiner Rede am 12. Oktober hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an dem Ziel, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen - davon 100.000 öffentlich geförderte - nach wie vor fest. Man hat dazu ein 187-Punkte-Plan aufgestellt, den man mit 14,5 Milliarden Euro bis 2026 unterfüttert. Hier dazu die Kernpunkte:


- serielles und modulares Bauen

- Beschleunigung von Planung und Genehmigung

- Überprüfung der geltenden Standards

- Innenstadtverdichtung

- Förderung von bezahlbarem Wohnraum

- Staatliche Unterstützung von Menschen mit geringen Einkommen bei Baumaßnahmen


Sowohl der Präsident des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, als auch Haus & Grund-Chef Kai Warnecke sehen diese Pläne als von der Gegenwart überholt an.

Bei seinem Besuch am 23. Oktober in München ließ Olaf Scholz dann doch etwas tiefer Blicken. „Deshalb lassen wir nicht ab von dem Ziel, jedes Jahr 400. 000 Wohnungen zu bauen, davon 100 000 geförderte. Wir werden uns Stück für Stück dahin vorarbeiten - und dann, wenn wir das erreicht haben, das Niveau dauerhaft stabilisieren", so der Kanzler.


Im Koalitionsvertrag wurde die Errichtung von 400.000 Wohnungen pro Jahr quasi als unverbindliche Zielvereinbarung von der Ampel aufgenommen.


Inwieweit ein Erreichen oder nicht Erreichen dieser Vereinbarung honoriert wird, liegt letzten Endes in der Hand der Wähler.




(BFA - 24.11.2022)


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